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Stillzeit

Stillen und Muttermilch
- Zusammensetzung der Muttermilch
- Positive Nebeneffekte des Stillens
- Ernährung der stillenden Mutter
- Stillfreundliche Getränke
Stillprobleme
- Zu wenig Milch
- Zu viel Milch
- wunde Brustwarzen
- Brustentzündungen
- Koliken
Empfehlenswerte
Literatur
Stillen und Muttermilch
Nichts ist so natürlich und gleichzeitig
so schwierig wie Stillen. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen.
Denn wenn Sie Ihrem Kind die Brust geben, bekommt es mehr als nur
Nahrung, es findet einen Teil der bei der Geburt verlorenen körperlichen
Verbindung zu Ihnen wieder. Sie selber wenden sich in diesem Minuten
ganz Ihrem Baby zu - und schaffen so immer wieder eine Insel der
Zweisamkeit im unruhigen Alltag.
Zusammensetzung
der Muttermilch
Überall hat die Natur es so eingerichtet,
daß die Milch der Mutter die beste Nahrung für ihr Kind
ist. Sie ist Nährstoffbedarf des Säuglings, seinem Wachstum
und seiner Abwehrlage ideal angepasst. Mit Ihrer Milch geben sie
Ihrem Baby in der Stillzeit auch einen individuellen Schutz vor
Infektionen. Die wichtigsten Bestandteile sind:
Wasser:
Alle weiteren Bestandteile sind im Wasser der Muttermilch gelöst
oder emulgiert. Muttermilch enthält ein ideales, vor allem
aber auch flexibles Verhältnis von Wasser zu den gelösten
Bestandteilen. Die erste Milch, die das Kind bei einer Brustmahlzeit
trinkt ist eher dünn und durststillend während am Ende
die Milch cremiger wird und eher sättigend wirkt.
Eiweiß:
Die Haupteiweiße in der Milch sind das Kasein und das Lactalbumin.
Kasein ist ein grobflockig gerinnendes Eiweiß (aus dem Joghurt,
Quark oder Käse entsteht) während Lactalbumin ein sehr
viel feineres Eiweiß ist. Muttermilch ist im Gegensatz zu
Kuhmilch reicher an dem leichter verdaulichen Lactalbumin. Es ist
normal, wenn gestillte Kinder anfangs etwa alle 2-3 Stunden wieder
hungrig werden, weil das Muttermilcheiweiß vollständig
aufgenommen wird.
Fett:
Etwa die Hälfte des Nährwertes der Muttermilch ist in
ihrem Fettanteil enthalten. Vor allem die Nervenzellen des Neugeborenen
brauchen diese Fette zum Aufbau. Das Fett der Muttermilch enthält
einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren (vor allem
Linolsäure), die für den Säugling unentbehrlich sind.
Kohlenhydrate:
Milchzucker (Lactose) ist einer der wichtigsten Energielieferanten
für das Kind. Daneben ist aber auch der sogenannte Bifidusfaktor
enthalten, der Voraussetzung für das Wachstum des Darmbakteriums
Lactobazillus Bifidus ist. Dieser nützliche Darmkeim ist geeignet
den krankheitserregenden Bakterienstämmen (bestimmten Koli-Arten,
Streptokokken...) durch eine Erniedrigung des pH-Wertes die Wachstumsgrundlage
zu entziehen.
Mineralien, Vitamine, Eisen und Abwehrstoffe:
Generell ist der Gehalt an Mineralien gering, wodurch der Flüssigkeitshaushalt
ausgeglichen bleibt. Dagegen sind die Vitamine A, C und E in vergleichsweise
hoher Konzentration enthalten. Umstritten ist dies bei Vitamin D,
das zur Vorbeugung gegen Rachitis notwendig ist. Muttermilch enthält
zwar relativ wenig Eisen, dafür aber das Enzym Lactoferrin,
das eine fast vollständige Eisenresorption durch den kindlichen
Magen ermöglicht.
Solange das Kind im Mutterleib ist, erhält
es von der Mutter Abwehrstoffe gegen die Keime und Krankheitserreger,
mit denen sich der mütterliche Organismus schon auseinandergesetzt
hat. In der Zeit unmittelbar nach der Geburt werden die Immunstoffe
aus dem Mutterleib langsam abgebaut und das Kind ist selbst noch
in der Lage, eigene Immunkörper zu bilden. Erst im Laufe des
ersten Lebensjahres reift das Abwehrsystem des Kindes aus. Ideal
zur Überbrückung dieser kritischen Phase ist das Stillen.
Die erste Milch, das Kolostrum enthält besonders viele Immunglobuline,
die keimtötend wirken und das Neugeborene besonders vor den
Keimen der mütterlichen Umgebung schützen. Diese Abwehrstoffe
breiten sich beim ersten Stillen in der Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts
aus und bilden dort eine Schranke gegen das Ausbreiten von Bakterien
und Keimen.

Positive Nebeneffekte
des Stillens
-
Wie bei der Geburt wird auch beim Stillen
das wehenfördernde Hormon Oxytocin ausgeschüttet,
das die Kontraktion und Rückbildung der Gebärmutter
unterstützt. Regelmäßiges Stillen ist für
die Mutter die beste und natürlichste Prophylaxe gegen
Blutungen in der Nachgeburtsperiode und gegen Infektionen im
Wochenbett.
-
Der Säugling entwickelt eine vernünftige
Beziehung zum Essen, weil er nur soviel und so oft trinkt wie
er hungrig ist. Gleichzeitig spielt sich dadurch ein eigener
Rythmus ein.
-
Stillen bewirkt eine vorteilhafte Mundflora,
die dem Entstehen von Karies vorbeugt.
-
Das Trinken an der Brust fordert das
Baby stärker, wodurch die Ausbildung der Kiefermuskulatur
und des Gebisses positiv stimuliert werden.

Ernährung
der stillenden Mutter
Stillen zehrt! Die tägliche Milchmenge
für Ihr Baby verbraucht 650 Kilokalorien. Sie sollen sich also
nicht nur gut und gesund ernähren, sondern sich auch bemühen,
den Mehrverlust an Kalorien täglich »draufzusetzen«.
Wer in der Stillzeit hungert, kann sein Baby nicht ausreichend versorgen.
Essen Sie eine gute Gemischtkost - ähnlich wie in der Schwangerschaft.
Dabei geht alles, was Sie essen in die Milch über. Andererseits
führt eine mangelhafte Ernährung oft auch zu Mängeln
in der Milch: Vitamine müssen ausreichend und regelmäßig
zugeführt werden. Mineralstoffe dagegen gehen in ausreichendem
Maße in die Milch über; allerdings notfalls auf Kosten
der mütterlichen Reserven.
Ernährungstips
-
Getreide sollte soweit wie möglich
als Vollkorn verwendet werden. Es enthält viel B-Vitamine,
hat keine Reizstoffe, die dem Baby schaden könnten, und
fördert die Milchbildung. Besonders mild sind Hafer- und
Hirseflocken, Reis.
-
Ein Liter Milch täglich, oder
die entsprechende Menge Milchprodukte sind vorteilhaft. Wenn
das Kind ein allergisches Ekzem hat, können auch Sauermilchprodukte
versucht werden. Alternativ kann auch Sojamilch verwendet werden,
dann allerdings bei paralleler Einnahme von Calciumpräparaten.
-
Gemüse enthält am meisten
Vitamine und Mineralstoffe pro Kalorie! Blähende Sorten
wie Kohl und Hülsenfrüchte sollten gemieden werden.
-
Kartoffeln sind wegen ihrer guten Verträglichkeit
und ihres Vitamin-C- und Eiweißgehaltes besonders wertvoll.
-
Obst und Obstsäfte versorgen mit
Vitamin C und Beta-Karotin, jedoch kann die Obstsäure die
empfindliche Babyhaut reizen. Besonders milde Obstsorten sind:
Apfel, Banane, Birne, Blaubeeren, Brombeeren, Mango, Nektarine,
Pfirsich, Weintrauben. Frische Orangen sind wegen ihres hohen
Folsäuregehalts günstig, können aber zu stark
reizen.
-
Regelmäßiger Fleischgenuß
beugt Eisenmangel vor, der zu Nervosität und Erschöpfung
führen kann. Das Baby selbst hat einen Eisenvorrat, der
bis zum 6. Monat reicht.
-
Zweimal in der Woche Seefisch und die
Verwendung von Jodsalz sorgen für ausreichend Jod. Das
beugt einer Kropfbildung vor, die schon bei Neugeborenen auftreten
kann.
-
Auch Fette sollten in ausreichender
Menge zugeführt werden. Vorzuziehen sind Butter oder ungehärtete
Margarine als Streichfett, kaltgepreßte Öle in Salat
und Gemüse.
-
Bei Allergieproblemen sollte der Genuß
von hochallergenen Lebensmitteln wie Milch, Ei, Fisch und Nüssen
während der Stillzeit eingeschränkt werden.

Stillfreundliche
Getränke
Insgesamt sollten etwa 3 Liter Flüssigkeit
pro Tag getrunken werden.
Kohlensäurereiches Mineralwasser kann
die Milchbildung negativ beeinflussen, saure Säfte und alkoholische
Getränke sind tabu, Cola und Kaffee machen das Kind wach.
Zu empfehlen sind Milch, Buttermilch oder
Kefir, milde Säfte, Kräutertees (zum Beispiel Milchbildungstee
aus der Apotheke), Milch-Malzkaffee oder alkoholfreies Bier
Im Zweifelsfall muß davon ausgegangen
werden, daß Medikamente in die Muttermilch übergehen.
Stimmen Sie deshalb jede Medikamenteneinnahme sicherheitshalber
mit Ihrem Arzt oder Apotheker ab.

Stillprobleme
Zu wenig Milch
Wenn das Kind nach dem Stillen noch unruhig
oder unzufrieden ist, oder nachts aufwacht und wieder Hunger hat,
liegt der Verdacht nahe, daß die Milchmenge zu gering sein
könnte. Als Gründe dafür kommen in Frage:
-
Streß
-
Wachstumsschub des Kindes (tritt erfahrungsgemäß
häufig am 10. Tag, in der 6. Woche und im 3. oder 4. Monat
auf)
-
Ungenügende Flüssigkeitszufuhr
der Mutter
Folgende Maßnahmen sind geeignet die
Milchmenge zu steigern:
Zu viel Milch
Einige Möglichkeiten diesem Problem
zu begegnen sind:
-
Nur jeweils an einer Brust anlegen
-
Eispackungen helfen die Milchproduktion
allmählich zu reduzieren
-
Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr
-
Salbeitee hilft ebenfalls die Milchmenge
zu reduzieren

Wunde Brustwarzen
Können durch angespannte oder unbequeme
Stillhaltung hervorgerufen werden. Daneben können zu langes
Stillen vor allem an der zu vollen Brust, Abziehen des Kindes von
der Brust oder Soor im Mund des Kindes mögliche Ursachen sein.
Wenn es trotz vorbeugender Maßnahmen zu schmerzenden, wunden
Brustwarzen kommt, dann bestehen folgende Möglichkeiten:
-
Die Stilldauer sollte eingeschränkt
werden und dafür das Kind häufiger angelegt werden
-
Beim Waschen auf Seife verzichten
-
Milch und Speichel nach dem Stillen
auf der Warze trocknen lassen
-
Trockene Wärme von einer Rotlichtlampe
zwischen den Stillmahlzeiten
-
Die Brust der Sonne aussetzen
-
Verwendung von Stilleinlagen aus Schafwolle
und Seide
-
Einmassieren von Johanniskrautöl
-
Bäder mit Salbeitee
-
Stillen mit Stillhütchen
Brustentzündungen
Milchstau und Brustentzündung sind
heute in aller Regel kein Grund zum Abstillen mehr. Einem Milchstau
kann schon in den Anfängen entgegengewirkt werden. Da Milchstau
und Brustentzündung verschiedene Grade derselben Erkrankung
sind und schnell ineinander übergehen können, sind rasches
Erkennen und sofortige Maßnahmen wichtig, um eine Entzündung
gar nicht erst entstehen zu lassen.
Ursache für Milchstau/ Brustentzündung:
-
jede Form von Streß: Streß
führt dazu, daß beim Saugen der ungehinderte Hormonfluß
nicht gewährleistet ist. Das Kind saugt, doch die Milch,
die vorhanden ist, fließt langsamer oder gar nicht. Die
Milch staut sich in einigen Gängen und Bakterien, die bei
normalem Milchfluß nicht schaden, können sich dort
vermehren. Es kann zur Entzündung kommen.
-
zu viel Milch: Wenn die Mutter zu viel
Milch hat z.B. beim Milcheinschuß oder bei häufigem
Saugen des Kindes, kann sich die Milch stauen. Aber auch veränderte
Stillzeiten oder eine lange Schlafphase des Kindes können
dazu führen.
-
entzündete Brustwarzen: Hierbei
können sich Bakterien stark vermehren. Bei richtiger Behandlung
wunder Brustwarzen wird aber einer Brustentzündung vorgebeugt.
Anzeichen für Milchstau/Brustentzündung:
Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Schüttelfrost
können die ersten Warnzeichen für einen Milchstau sein.
Nicht selten werden diese Symptome als beginnender grippaler Infekt
verkannt. Gleichzeitig, oft aber erst später, kommen Schmerzen
in der Brust, Verhärtungen, Rötung und Fieber dazu.
-
Behandlungsmöglichkeiten
-
Ruhe! Wenn möglich, soll sich
die Mutter mit dem Kind ins Bett legen, entspannen, lesen, Musik
hören, schlafen. Eine Hilfe im Haus (Mann, Oma, Freundin)
für 1-3 Tage wäre ideal.
-
Das Kind sollte bevorzugt an der kranken
Brust angelegt werden, möglichst alle 2 Stunden. Gesunden
Kindern schadet diese Milch nicht. Der Milchfluß kann
durch Ausstreichen oder Auflegen eines warmen Waschlappens unterstützt
werden.
-
Bei längeren Stillpausen Milch
ausstreichen oder abpumpen.
-
Das homöopathische Mittel Phytolacca
kann die Milch zum Fließen bringen.
-
Zwischen den Stillzeiten sollte die
Brust zur Schmerzlinderung und Drosselung der Milchproduktion
gekühlt werden. Kalte Waschlappen, Eisbeutel oder in ein
Tuch eingewickelte Kühlakkus sind dazu geeignet. Auch Wickel
mit frischem Quark tragen zur Linderung bei.
Innerhalb eines Tages tritt meist eine
deutliche Besserung ein. Ist dies nicht der Fall, sollte die Frau
eine Hebamme oder einen still-erfahrenen Arzt befragen.

Koliken beim Säugling
Die häufigste Ursache für ständiges
Weinen in den ersten drei Lebensmonaten sind Koliken. Kinder weinen
oft tage- und nächtelang ohne ersichtlichen Grund.
Mögliche Ursachen:
-
Die Koliken können von einer allergischen
Reaktion herrühren
-
Es wird vermutet, daß Koliken
mit dem Reifegrad des Verdauungstraktes zu tun haben.
-
Kinder, die gierig trinken, schlucken
viel Luft, die sie dann im Magen plagt. Sie bäumen sich
nach dem Trinken auf und weinen dabei. Durch das Weinen schlucken
sie oftmals noch mehr Luft, so daß die Schmerzen sich
verstärken.
-
Unsichere Mütter interpretieren
das Weinen nach den Stillzeiten als Hungerzeichen und versuchen,
ihr Kind noch weiterzufüttern. Da Saugen Trost spendet,
trinkt das Kind dann auch, und zwar mehr als es braucht. Sein
Unwohlsein wird dadurch verschlimmert.
Abhilfe:
-
Zum Ausschluß einer möglichen
Allergie sollte die Mutter auf Kuhmilcheiweiß verzichten.
-
Die Mutter sollte auf blähende
Nahrungsmittel verzichten.
-
Nach dem Trinken sollte darauf geachtet
werden, daß das Kind ausreichend Zeit zum Aufstoßen
hat.
-
Eine Wärmflasche oder die warme
Luft eines Föns wirken oft beruhigend.
-
Oftmals hilft die sogenannte Fliegerhaltung
des Säuglings bei Bauchschmerzen
-
Kümmel- oder Fencheltee wirken
Blähungen entgegen
-
Je nach Art der Symptome kann auch ein
entsprechend ausgewähltes homöopathisches Mittel die
Beschwerden lindern.

Empfehlenswerte
Literatur
Ingeborg Stadelmann: Die Hebammensprechstunde,
8. Auflage, Selbstverlag, Ermengerst 1998
Dagmar v. Cramm, Eberhard Schmidt: Unser
Baby, 1. Auflage, Gräfe und Unzer Verlag, München 1995
Hannah Lothrop: Das Stillbuch, 19. Auflage,
Kösel Verlag München, 1994
Hubertus v. Voss, Angelika Grützmacher,
Birgit Pfahl: Stillen und Muttermilchernährung, herausgegeben
v. Bundesministerium für Gesundheit (Referat Öffentlichkeitsarbeit),
Bonn 1986

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